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Letzter Tag der re:publica

Wie an beiden vorherigen re:publica-Tagen auch klingelte der Wecker wieder um 7:30 Uhr. Mit der U2 vom Spittelmarkt ging es ohne Umsteigen direkt zum Gleisdreieck. Da ich direkt um 10:00 Uhr den ersten Vortrag hören wollte, hieß es, sich in der Schlange anzustellen: Security-Auflagen bedingten dies. Auch wenn es gestern Morgen regnete: lieber etwas im Regen stehen, als irgendwann einen Sicherheitsvorfall bei der Digitalkonferenz mit ca. 8.000 Teilnehmer:innen je Tag zu haben.

Ralf :verified: :alfter:

Aber erst einmal im Regen anstehen wegen Security-Check. 7, 8 Minuten … länger dauerte es nicht.

28. May 2025, 7:51 1 Boosts 2 Favoriten

Barrierefreiheit im Fokus: Die neue Deutschlandfunk-App

Offizielle Beschreibung: „Einfach für alle: Die barrierefreiste Deutschlandfunk-App aller Zeiten“

mit: Charlotte Voß, Michael Ahlf

Design für alle – klingt einfach, ist es aber nicht. Die Deutschlandfunk-App hat’s versucht und dabei einiges gelernt. Warum jede App barrierefrei sein sollte (und wie das geht), zeigen wir in diesem Talk.

In der Haupthalle startet dann auch pünktlich der Vortrag „Einfach für alle: Die barrierefreiste Deutschlandfunk App aller Zeiten“

Design für alle – klingt einfach, ist es aber anscheinend nicht. Der Deutschlandfunk hat’s mit seiner Radio-App versucht und dabei einiges gelernt. Warum jede App barrierefrei sein sollte (und wie das geht), darum ging es in diesem Talk in der LightningBox2.

Im Mittelpunkt stand die Weiterentwicklung der Deutschlandfunk-App zu mehr Inklusion und Nutzerfreundlichkeit. Mit dem neuen „einfachen Modus“ haben die Macher:innen die erste Audio-App in Deutschland entwickelt, die einen eigenen barrierefreien Modus anbietet – eine Innovation, die Radio und Podcasts für alle noch zugänglicher macht.

Eine Zusammenstellung von Buttons und Schaltflächen in unterschiedlichen Designs.
Eine Zusammenstellung von Buttons und Schaltflächen in unterschiedlichen Designs.

Ausgangspunkt war die Analyse verschiedener Altersgruppen und realer Nutzungsszenarien (Sport, Küche, Joggen etc.). Daraus entstand ein Modus, der per einfachem Schalter aktiviert werden kann und besonders älteren Menschen sowie Nutzer:innen mit wenig Technik-Erfahrung den Zugang erleichtern soll. Der neue Modus bietet größere oder kleinere Schriftgrößen, verbesserte Farbkontraste sowie klar verständliche Bedienungshinweise für Schaltflächen und Links. Die Navigation wurde bewusst auf eine einzige, vertikale Achse reduziert. Insgesamt nahm man sich die einfache Handhabung von übersichtlichen Displays moderner Autos zum Vorbild. So bleibt die App übersichtlich und einfach zu bedienen.

Die Macher:innen berichteten, welche Gedanken hinter der Entwicklung standen, wie der Modus konkret umgesetzt wurde, welche Herausforderungen es dabei gab und was sie auf dem Weg gelernt haben.

Getestet wurde die Beta-Version zunächst von einer Standard-Userin. Die Einbindung von Menschen mit Seh-, kognitiven oder anderen Einschränkungen war mangels Casting wohl nicht möglich, sollte laut einer -Besucherin, Mitarbeiterin der Aktion Mensch, als nächster, wichtiger Schritt nachgeholt werden.

Ich fand den Vortrag auch mit Blick für die Entwicklung möglichst barrierefreier Websites sehr interessant.

Hier gibt es mehr zur barrierefreien Deutschlandfunk-App zu lesen.

Linktipps:

Hier gibt es die komplette Auzeichnung der Session zu sehen:


Plattformregulierung und Demokratie: Schutz der Wahlen im digitalen Zeitalter

Offizielle Beschreibung: „Plattformregulierung und Demokratie: Was Social Media Plattformen (nicht) tun, um die Integrität von Wahlen zu schützen“

Soziale Medien sind zentral darin, wie wir die Welt sehen. Wenn diese für ideologische oder kommerzielle Zwecke ausgenutzt werden, müssen wir uns fragen, was dies für die Demokratie bedeutet. Der Vortrag bietet einen Einblick, was Plattformen zum Schutz der Integrität von Wahlen tun und nicht tun.

In der anderen Lightning Box (Nr. 1) ging es direkt im Anschluss weiter mit “Plattformregulierung und Demokratie: Was Social Media Plattformen (nicht) tun, um die Integrität von Wahlen zu schützen”.

Soziale Medien sind heute zentrale Orte des öffentlichen Diskurses: 60 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren nutzen mindestens einmal wöchentlich Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok. Besonders Instagram (26 % täglich, 12 % wöchentlich) und Facebook (21 % täglich, 12 % wöchentlich) dominieren die digitale Öffentlichkeit. Diese Reichweite macht Social Media zu einem entscheidenden Faktor für unsere Wahrnehmung von Politik und Gesellschaft. Doch mit dieser Macht wächst auch die Verantwortung, insbesondere im Kontext von Wahlen. Der Digital Services Act (DSA) verpflichtet große Plattformen, regelmäßig Berichte über Risiken für Wahlen, gesellschaftliche Debatten und öffentliche Sicherheit zu veröffentlichen. Diese Berichte sind öffentlich einsehbar und bieten erstmals Einblick in die internen Bewertungen und Maßnahmen der Plattformen. Die Risikoeinschätzungen variieren: Während LinkedIn Risiken als „kritisch“ einstuft, sieht X (ehemals Twitter) eine „sehr schwere“ Bedrohungslage. TikTok bewertet das Risiko als „moderat“, Meta (Facebook, Instagram) ordnet sich auf einer mittleren Stufe ein.

Übersicht über die Bewertung des Restrisikos gemäß Digital Service Act (DSA): Linkedin "gering", X "mittel bis hoch", Meta "n/a", TiikTok "n/a".
Übersicht über die Bewertung des Restrisikos gemäß Digital Service Act (DSA)

Was tun die Plattformen konkret? X setzt Sichtbarkeitsfilter ein, um irreführende Inhalte und Aktivitäten einzuschränken. Meta legt Wert auf Transparenz, etwa durch die Überprüfung politischer Werbetreibender und die Kennzeichnung von KI-Inhalten. TikTok versieht Inhalte mit „Faktenwissen“-Bannern, wenn Fact-Checker die Richtigkeit nicht eindeutig feststellen können.

Ob das alles so stimmt, was sie Plattform-Betreiber offiziell mitteilen? 🤔

Trotz dieser Maßnahmen bleibt die Frage, wie wirksam sie wirklich sind. Die Plattformen agieren oft reaktiv, und es gibt weiterhin Lücken – etwa bei der Kontrolle von Desinformation oder der politischen Einflussnahme. Die öffentliche Debatte über Plattformregulierung und Demokratie ist damit wichtiger denn je: Nur durch konsequente Transparenz, unabhängige Forschung und gesellschaftliche Kontrolle kann die Integrität von Wahlen im digitalen Zeitalter geschützt werden.

Ralf :verified: :alfter:

Eben in der der : „Plattformregulierung und Demokratie: Was Social Media Plattformen (nicht) tun, um die Integrität von Wahlen zu schützen“

Interessante Analyse, aber leider durch die aktuellen Entwicklungen überholt. Kann man im Nachhinein sagen, dass die big digital player die Regelungen des Digital Service Act einfach ignorieren oder sind die EU-Regelungen zu schwach?

28. May 2025, 9:51 1 Boosts 2 Favoriten

Die Session kannst du dir hier vollständig anschauen:


AfD-Verbot jetzt!

Offizielle Beschreibung: „Wir prüfen das AfD-Verbot jetzt selbst – erstes Update zu einem Mammut-Projekt“

mit: Thomas Laschyk, Bijan Moini

Weil der Staat die Verfassungswidrigkeit der AfD nicht einmal prüfen will, macht es jetzt die Zivilgesellschaft selbst. Wir möchten berichten, warum ein umfassendes AfD-Gutachten jetzt entscheidend ist, wie die Arbeit daran läuft und was wir uns alles vorgenommen haben.

Jetzt hieß es: ruck-zuck von der Haupthalle zur Stage 1 wechseln. Beim Volksverpetzer wurde es knallhart politisch: „Wir prüfen das AfD-Verbot jetzt selbst – erstes Update zu einem Mammut-Projekt“.

Die Debatte um ein mögliches AfD-Verbot ist in Deutschland in vollem Gange – und sie wird von einer breiten zivilgesellschaftlichen Bewegung getragen. Während sich Staat und Institutionen bislang scheuen, die Verfassungswidrigkeit der AfD offiziell zu prüfen, übernimmt die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) gemeinsam mit zahlreichen Organisationen wie dem Volksverpetzer, Campact, innn.it, dem Republikanischen Anwältinnen- und Anwälteverein (RAV), dem Postmigrantischen Jurist:innenbund, FragDenStaat und Bleibt stabil diese Aufgabe. Fast eine Million Menschen unterstützen die Forderung nach einer Überprüfung durch das Bundesverfassungsgericht – eine der größten Petitionen, die je an Bundestag und Bundesrat überreicht wurde.

Die GFF hat ein Expertenteam aus Jurist:innen und Rechtsextremismusforscher:innen zusammengestellt, das ergebnisoffen ein umfassendes Gutachten erstellt. Dieses Gutachten kann anscheinend direkt als Verbotsantrag verwendet werden, sollte es zu dem Schluss kommen, dass die AfD verfassungsfeindlich ist. Die Arbeit daran ist aufwändig und teuer, doch die Spendenbereitschaft war enorm: In Rekordzeit wurden die notwendigen Mittel für das Projekt aufgebracht, sodass die Expert:innen nun akribisch und unabhängig die Faktenlage prüfen können.

Die Stage 1 bei der re:publica 2025: In der Mitte die bunt gestaltete Bühne mit einem großen Diplay, links ein Display, das den Sprecher in Großaufnahme zeigt, rechts ein Display, auf dem der gesprochene Text in englischer Sprache transkribiert abläuft. Am oberen Bildrand ist die stählerne Deckenstruktur eine ehemaligen Industriehalle zu sehen.
Die Stage 1 bei der re:publica 2025.

Hier der komplette Vortrag:


Gesetze für die digitale Zukunft

Offizielle Beschreibung: „Digital first – auch im Gesetzbuch“

mit: Tabea Grünewald, Katrin Lütkemöller Shaw

Wie können Gesetze so gestaltet werden, dass sie von Anfang an digital funktionieren und Interoperabilität fördern?
In diesem Slot wird der Digitalcheck des BMDS vorgestellt. Dabei wird auch gezeigt, wie die Anforderungen der EU an Interoperabilität in den Digitalcheck integriert werden.

Jetzt konnte ich wieder etwas Luft schnappen. Immerhin eine Viertelstunde Pause. Dann hieß es in der LightningBox 1: „Digital first – auch im Gesetzbuch„.

Gesetze entstanden lange im Papierzeitalter – doch heute braucht es digitale Lösungen. Der Digitalcheck ist ein moderner Prozess, der Behörden dabei unterstützt, Gesetze von Anfang an digital und praxistauglich zu gestalten. Ziel ist es, Verwaltungsverfahren zu beschleunigen, Kosten zu senken und Bürokratie abzubauen. Ein Beispiel: Die Einführung eines digitaltauglichen Stromsteuergesetzes spart den Hauptzollämtern jährlich rund 15,4 Millionen Euro ein.

Blick in den alten Plenarsaal des Deutschen Bundestages in den 1950er Jahren.
„Die Gesetzgebung ist in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kaum modernisiert worden.“: 75 Jahre lang wurde die Gesetzgebung ausschließlich per Papier gestaltet.

Interoperabilität ist dabei zentral: Gesetze müssen technisch, organisatorisch, semantisch und rechtlich so gestaltet sein, dass sie innerhalb der EU funktionieren. Der Digitalcheck integriert diese Anforderungen direkt in die Gesetzgebung. Digitaltauglichkeit und Interoperabilität gehören untrennbar zusammen.

Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung und der DigitalService helfen Ministerien dabei, verständliche, praxisnahe und digital umsetzbare Regelungen zu entwickeln – mit interdisziplinären Teams und modernen Tools. So sollen Gesetze entstehen, die nicht nur digital funktionieren, sondern auch die Zusammenarbeit in Europa fördern.

Ralf :verified: :alfter:

Interessante Ansätze, wie Digitaltauglichkeit und Interoperabilität zusammengedacht werden.
Hoffentlich dient es nachher wirklich dem Ziel der Prozessverschlankung, Entbürokratisierung und damit Kosteneinsparung.

28. May 2025, 10:53 0 Boosts 1 Favoriten

Linktipps der Referentinnen:

Leider gibt es von dieser Session keine Videoaufzeichnung.


Mittagspause – Durchatmen im Konferenztrubel

War der Vormittag mit vier Sessions nicht vollgepackt? Eben. Deswegen habe ich mir eine lange Mittagspause gegönnt. Bei dem -Geräuschpegel brauchte ich jetzt was Ruhe. Also raus dem Gelände und im Bereich des Alexanderplatzes ausspannen. Zum Pausenende wusste ich dann auch, dass ich jetzt noch eine zweistündige Session besuche und die re:publica 2025 für mich dann beschließe. Also keine Closing Ceremony, kein Bohemian Rhapsody mitsingen. 😢


Praktische Tipps zur Entlarvung digitaler Manipulationen

Offizielle Beschreibung: „Täuschend echt? – KI-Fakes entlarven in Bild und Video“

mit: Stefan Voß / Techniken und Tools für die digitale Detektivarbeit

In der letzten Session, „Täuschend echt? – KI-Fakes entlarven in Bild und Video“, stand die digitale Detektivarbeit im Mittelpunkt. Ob gefälschte Kriegspropaganda, falsche Spendenaufrufe oder KI-generierte Politiker-Videos – im Workshop zeigte Stefan Voß (DPA) den Teilnehmenden, wie sie mit Spürsinn und logischem Denken visuelle Manipulationen erkennen können. Denn das Erkennen von Fakes und KI-generierten Bildern und Videos ist oft Detektivarbeit. Die Deutsche Presseagentur (DPA) investiert viel in die Überprüfung, um eine objektive und korrekte Berichterstattung zu gewährleisten. Oft sind es viele kleine Details, die einzeln betrachtet nicht eindeutig auf eine Manipulation hinweisen. Erst im Zusammenspiel ergeben sie oftmals ein Gesamtbild, das eine belastbare Aussage ermöglicht.

Die Agenda zum Workshop.

Was sind nun konkrete Faktoren, um KI-Inhalte in Bildern oder Videos zu entdecken? Ein genauer Blick auf Details ist entscheidend: Passen Uhr- und Tageszeitangaben mit dem Sonnenstand oder Schattenwurf überein? Stimmt ggfls. die Vegetation mit Bildern von Webcams überein? Verhalten sich Menschen natürlich oder wirken ihre Bewegungen ungewöhnlich? Gibt es unerklärbare Elemente im Bild oder Video? Tauchen Objekte plötzlich auf oder verschwinden sie einfach wieder? All diese Fragen helfen, Manipulationen aufzuspüren. Aber nicht alles, was ungewöhnlich aussieht, muss auch eine Manipulation sein.

Screenshot von einem Monitor. Auf diesem steht die Überschrift "Wie man KI-generierte Videos erkennt". Darunter die drei Bulletpoints: "Ki vesteht die Welt nicht", "Schwerkraft + andere physikalische Gesetze" und "Objektpermanenz"
Wie man KI-generierte Videos erkennt

Für die Bild- und Videoanalyse sollte man sich daher ausreichend Zeit nehmen – am besten gemeinsam mit einer zweiten Person. So können unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen eingebracht werden, was die Fehlerquote bei der Erkennung von Fakes deutlich senkt.

Ich hoffe, ich erkenne jetzt Fakes noch besser als früher.

https://bonn.social/@rasibo/114586306392401722

Linktipps des Referenten:

Leider gibt es von dieser Session keine Videoaufzeichnung.


Das war es erst einmal von der re:publica 2025 – vielleicht schiebe ich noch einen Artikel hinterher. Auf jeden Fall aber ergänze ich noch die Session-Videos, wenn sie auf dem Youtube-Kanal erscheinen. Dort reinzuklicken lohnt sich in jedem Fall, denn dort gibt es natürlich zahlreiche andere spannende Sessions (auch aus den Vorjahren!) zu endecken.

Viel Spaß dabei!

Von Ralf Simon

... arbeitet beim katholischen Hilfswerk 'missio', ist Social-Media-affin, reist gerne mit der Bahn und ist viel rund um Aachen mit dem Fahrrad unterwegs. Zudem schlägt sein musikalisches Herz für die Kölner Band NiedeckensBAP.

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