„Die Würde des Menschen ist unantastbar“ (Art. 1 GG) ist Zusammenfassung, Vermächtnis und elementares Fundament unserer demokratischen Haltung und kulturellen Werte.
Kategorie: Politik
Der Sommer 2022 hatte es in sich. Das dritte Jahr in der Corona-Pandemie. Die Klimakrise verschärft sich von Jahr zu Jahr: Nach 2021 mit den Wasserfluten an Ahr, Erft, Swist, Inde und Volpe litten Natur, Tier und Mensch dieses Jahr unter erdrückender Hitze und Trockenheit. Und dann kommt im Februar der russische Diktator daher und stürzt die Ukraine in einen Krieg. Menschenverachtend und selbstzerstörerisch. Letzteres wird er selbst früher oder später zu spüren kommen.
Nicht erst seit dem Verbot der UEFA, die Münchner Fußball-Arena in den Regenbogenfarben erleuchten zu lassen, wird über die Verbindung zwischen Fußball und Politik diskutiert. Schon seit einigen Jahren fordern Menschen immer wieder vor allem – aber nicht nur – in sozialen Netzwerken: „Fußball hat mit Politik nichts zu tun.“ Dass das nicht stimmt, möchte ich mit den nachfolgenden Zeilen belegen. Denkt mal drüber nach.
2019 neigt sich dem Ende zu. Ich sitze auf der Couch, habe die Füße hochgelegt und im Fernsehen läuft zuerst beim 3sat-Thementag „Paul Simon’s Concert in the Park“ in New York. Die Aufzeichnung ist von 1991 … Was haben wir in den 80ern auch Simon & Garfunkel am Lagerfeuer rauf und runter gesungen. Anschließend kommen die Rolling Stones und danach „Ein Herz und eine Seele“.
Ein guter Freund von mir, der Benediktinermönch Maurus Runge, hat die aktuelle (netz-)politische Diskussion in den Kontext des diesjährigen Pfingstfestes gestellt. Das kündigte er vorigen Mittwoch in diesem Tweet an.
Angst? Muhahahah…
Angst? Als gebürtiger Rheinländer (1966), getaufter und bekennender Christ (1966), Fan der Stadt Köln v.a. wegen meiner Lieblinxkapelle / 1980), feiernder Karnevalist (N.N.) und Grünen-Mitglied (1996) habe ich Angst in solchen Kontexten noch NIE gespürt. Angst habe ich auch vor solchem Populismus nicht:
Über solche Flachwitze kann ich nur lachen. Alaaf!
Unglaublich! Da wurde monatelang gehetzt, gelogen und eine ganze Generation junger Menschen in Großbritannien um ihre Zukunft betrogen. Offene Ausländerfeindlichkeit und Rassismus scheinen auf der Insel wieder hoffähig zu sein. Und dann treten die #brexit-Befürworter der Reihe nach ab, sobald es darum geht, Verantwortung zu übernehmen – Verantwortung zur Steuerung eines von Ihnen selbst gewünschten, ja geforderten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union.
Zuerst hat Boris Johnson vor ein paar Tagen das Handtuch geworfen:
Und nun sucht Nigel Farage als Vorsitzender der europafeindlichen UKIP das Weite. Er wolle „sein Leben wieder zurück haben“. Unglaublich, weil … siehe oben!
"I want my life back" – @Nigel_Farage resigns as UKIP leader https://t.co/9LNQu1ZAF8 https://t.co/QOvi3tQKw1
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) July 4, 2016
Und es stellt sich nun mehr und mehr die Frage, ob der #brexit nun wirklich kommt oder nicht. Die Verunsicherung in Großbritannien, in ganz Europa ist spürbar. Gut ist das bestimmt nicht. Weder für uns EU-Europäer, noch für die Briten.
So ist das mit Populismus: Anstoßen, Stimmungsmache, Polarisierung und wenns um Verantwortung und Umsetzung geht: Verpissen!
— Dominikus. H. (@dobeho) July 4, 2016
Daher ein Tipp von mir für uns alle hier: „Protestwahl“ ist nie eine Lösung und geht viel zu oft nach hinten los.
Europa adé? Nicht für mich!
#Brexit.
War da was in meinem Leben? Da war was. Da ist was!
Denn ich fühle mich als Rheinländer, Europäer, als Weltbürger. Und das aus gutem Grund. Denn was habe ich in diesem schönen Europa nicht alles erlebt!
Mein erster längerer Auslandsaufenthalt war gemeinsam mit Eltern und Geschwistern 1974 an der niederländischen Nordseeküste. Später fuhren wir auch nach Österreich. Mit dem Jugendverband war ich ein paar Mal in der Schweiz. Die Abi-Abschlussfahrt ging nach Rom. Auch die Plattbodenschiffe auf dem Ijsselmeer ziehen mich seit 1988 immer wieder in ihren Bann.
Auf zwei Interrail-Trips habe ich in Frankreich, Italien, Griechenland viele Gleichgesinnte getroffen, Japaner, Südafrikaner, Deutsche, Griechen, Schweden, Franzosen, Italiener und – ja! – auch Engländer kennen gelernt. Wir haben in Jugendherbergen, auf Campinplätzen und auf Fährendecks diskutiert, gesungen, getanzt und lecker gegessen und getrunken. Und an eins – das muss ich jetzt hier näher beschreiben – erinnere ich mich ganz besonders: In der Jugendherberge im südfranzösischen Arles traf ich im Sommer 1989 auf zwei Südkoreaner. Die „german reunification“ zeichnete sich ab und die beiden Asiaten waren fasziniert von dieser Idee, dass eine friedliche Revolution die Zusammenführung zweier getrennter Staaten, die eigentlich zusammengehören, initiieren kann. Drei Tage verbrachten wir gemeinsam in Arles: ich musste jeden Tag eine deutsche Tageszeitung kaufen, um den beiden den aktuellen gesellschaftlichen und auch politischen Stand der nahenden Wiedervereinigung in Deutschland zu erläutern. Faszinierend!
Ich engagierte mich mich in der katholischen Jugendverbandsarbeit – nicht nur in Deutschland sondern auch auf europäischer Ebene und habe dabei mit vielen Landjugendlichen von Rumänien bis Portugal, von den Niederlanden bis Italien an einer gemeinsamen europäischen Perspektive gearbeitet. Das durfte ich dann als Mitglied des jugendpolitischen „Advisory Council“ beim Europarat (in Straßburg (Foto) und Budapest) ehrenamtlich noch ein Stück intensiver betreiben. Innerhalb der europäischen Landjugend habe ich an drei Europaversammlungen in Barcelona, Porto und Brügge teilgenommen.
Ich war ein paar mal zum Wanderurlaub in der Schweiz und habe in Norwegen und Österreich auf Langlaufskiern gestanden. Mit Kumpels habe ich in so schönen Städten wie Barcelona, Prag, Paris, Riga oder Dublin abgefeiert. Ob Ägäis oder Azoren, ob Athen oder Lissabon – Urlaube in Europa bieten für mich immer wieder die Gelegenheit, die gemeinsamen Spuren unserer Vorfahren oder auch die vielfältigen Landschaften unseres Kontinents zu entdecken.
Seit 12 Jahren wohne ich nun in Aachen – gleich „um die Ecke“ liegen die Niederlande und Belgien. Tages- oder Wochenendausflüge – zu Fuß, mit dem Fahrrad, Auto, Bus oder Bahn – sind so normal wie Kurztrips nach Köln oder wie Dienstreisen nach Berlin oder Münster.
Was ich damit sagen will? Ich kann mir ein „Europa der Nationalstaaten“, wie es so mancher nach dem #brexit nun sieht, nicht vorstellen. Ich möchte eine offene, eine freie Europäische Union, in der alle Länder Europas ihren Platz und ihre Zukunft haben. Zum Wohle von uns allen – vor allem der nachfolgenden Generationen.
Denn sicher ist für mich: Der europäischen Einigung verdanken wir hier über 70 Jahre Frieden – das höchste Gut angesichts der jüngsten Geschichte unseres Landes und unseres Kontinents.
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P.S.: Den Aspekt des Weltbürgers habe ich aus aktuellem Anlass ausnahmsweise einmal nicht betrachtet. Da könnte ich auch noch so Manches hinzufügen …